19. Deutsch-Koreanisches Forum – Arbeitsgruppe „Die Bedeutung von Generation und Gender in beiden Ländern“

Seniorforum

Eine der Arbeitsgruppen des Deutsch-Koreanischen Forums tauschte sich aus zum Thema: „Die Bedeutung von Generation und Gender in beiden Ländern“. Die Arbeitsgruppe wurde von Katharina Landgraf moderiert.

Zu Beginn wurden zwei Impulsvorträge gehalten. Eun-Shil Kim, Professorin der Fakultät für Frauenforschung, Dekanin des Social Science College an der Ewha Womans University, erklärte den Genderkonflikt innerhalb der jungen Generation in Korea sowie die Unterschiede zwischen den Generationen. In Korea wurden die Generation Millennials (1981-1996) und Generation Z (1997-2002) zu einem Begriff fusioniert, welcher sich aus den jeweiligen Anfangsbuchstaben ergibt. Die sogenannte MZ-Generation zeichnet sich dadurch aus, dass sie von Geburt an mit Technologien wie dem Internet aufwuchsen. Außerdem unterscheiden sich die Werte der MZ-Generation von denen der älteren Generationen. Während die ältere Generation nach Idealen strebt, an Erfolg durch Zusammenhalt der Gesellschaft glaubt und unter anderem die Demokratiebewegung auslöste, ist die MZ-Generation individualistischer ausgeprägt und hat ein geringeres Gemeinschaftsgefühl. Bei der Betrachtung der beiden Generationen stellt sich die Frage nach der Konfliktbewältigung zwischen den Generationen und nach der Wunschgesellschaft Koreas. Professor Kim verdeutlichte aber auch den Genderkonflikt zwischen Frauen und Männern innerhalb derselben Generationen. Beide Geschlechter fordern Chancengleichheit, faire Prozesse, Privilegien und Gerechtigkeit, doch die jeweiligen Vorstellungen dieser Werte unterscheiden sich in ihren Ausprägungen. Aus gesellschaftlicher Sichtweise ist die Frage nach der fairen Gesellschaft ein breites und umstrittenes Thema, welches in Zukunft Korea und Deutschland vor weiteren Herausforderungen stellen wird.

Der folgende Impulsvortrag wurde von Prof. Dr. Eun-Jeong Lee, Leiterin des Instituts für Koreastudien an der Freien Universität Berlin, vorbereitet. Sie beschäftigt sich in Ihrer Präsentation mit der Generation der Unberatenen in Ostdeutschland. Die Generation der Unberatenen wurde zwischen 1970 und 1985 geboren. Deren Elterngeneration sind die Integrierte Generation (1945 - 1960) und die Entgrenzte Generation (1960 - 1970). Das Besondere an der Generation der Unberatenen ist, dass sie ihre Kindheit in der DDR verbrachten, aber in der Bundesrepublik erwachsen wurden. In dieser Umbruchphase konnten weder Eltern noch Lehrer Orientierung für die Zukunft geben und so war die Generation der Unberatenen mehr oder weniger auf sich allein gestellt. Später übernahmen sie auch die Aufgabe, ihren Eltern die neue Welt zu erklären. Darüber hinaus gab es drei Perspektiven, um diese Unsicherheit im neuen System zu überwinden: 1) Religion, 2) soziale Projekte und die Teilnahme in der Gesellschaft und 3) Wiederherstellung der ursprünglichen Ordnung. Die Generation der Unberatenen wählte den Weg zur Herstellung der Ordnung, wie sie vor dem Mauerfall bestand. Mit diesem Befund kann erklärt werden, weshalb sie einen Anteil der Wählerschaft für die Partei Alternative für Deutschland bildet. Zum einen zeichnen sich die Generationen durch gemeinsame Erfahrungen in den Anfangsjahren ihres Lebens aus, und zum anderen werden sie ebenfalls durch ihre Wahrnehmungen und die Auswirkungen solcher Erlebnisse geprägt.

Diese Vorträge sowie der Austausch innerhalb der Arbeitsgruppe beinhaltete nur einige Themen zu Gender und Generationen-Debatte in Deutschland und Korea. Ein so weites Themengebiet, bei dem eine Vielzahl von unterschiedlichen Interessen vertreten werden müssen, erfordert ein hohes Maß an Aufmerksamkeit und Notwendigkeit, Konflikte zwischen den Geschlechtern und den Generationen zu reduzieren. Daher unterbreitete die Arbeitsgruppe eine Empfehlung zur Einrichtung von adäquaten Diskussionsformaten, um Ungleichheit und Diskriminierung abzubauen.

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