Von Sebastian Rösner, Leitung EU & Europa, Deutsche Gesellschaft e.V.Zu Beginn der Impulsbeiträge unternahm Barbara Zollmann, Geschäftsführerin der Außenhandelskammer (AHK) Korea, einen Vergleich zwischen dem deutschen und koreanischen Bildungssystem. Demnach gäbe es in Deutschland ein gleichberechtigtes System aus Studium und Ausbildung. Läge, so Zollmann, die Belegung beider Bildungswege in Deutschland jeweils um die 50%, entschieden sich in Korea mehr als 70% der Jugendlichen für ein Studium. Dieser Unterschied veranlasst zur Frage, wo die Zukunft beim Thema Berufsausbildung vor dem Hintergrund der Industrie 4.0 liegt? Und warum sollte die Möglichkeit einer dualen Ausbildung eine für Korea interessante Option sein?
In ihrem Impulsreferat stellte Heike Baehrens MdB und stellv. Vorsitzende der Deutsch-Koreanischen Parlamentariergruppe, folgende Thesen auf:
Kyu-Sang Cho, CEO von Daimler Truck Korea ergänzte diesen Bericht durch die Vorstellung des best-practice-Beispiels seiner Firma. In Zusammenarbeit mit der AHK Korea vertritt Cho eines von vier Unternehmen, das die duale Ausbildung aus Deutschland umsetzt. Diese Entscheidung, so Cho, sei mit Blick auf die besonderen Herausforderungen der koreanischen Wirtschaft getroffen worden. Wie bereits dargestellt, ergreifen die allermeisten Schulabgänger in Korea ein Studium. Gleichzeitig sei die Jugendarbeitslosigkeit in Korea sehr hoch. Insbesondere fehlen Fachkräfte, so auch in der Autobranche. Daimler Truck Korea finde nur wenige passende Arbeitskräfte. Ein Hauptgrund sei, so Cho, dass die Gesellschaft Ausbildungsberufe sehr gering schätze und insbesondere bei handwerklichen Berufen jegliche soziale Anerkennung fehle. Bevorzugt sei – trotz der Gefahr der späteren Arbeitslosigkeit nach Abschluss des Studiums – ein Bürojob in einem Großkonzern (und nicht etwa in einem mittelständischen Unternehmen). Auch der Geburtenrückgang und die Alterung der koreanischen Gesellschaft stellen weitere zentrale Herausforderungen dar.Cho betonte, dass insbesondere mit der 4. Industriellen Revolution Hoffnungen auf eine höhere gesellschaftliche Anerkennung von Ausbildungsberufen verbunden seien. Es bestünde ein hoher Investitionsbedarf in der Aus- und Weiterbildung von Fachkräften. Gleichzeitig erfordere die Industrie 4.0 neue Kompetenz- und Tätigkeitsfelder, die die Jobs komplexer und damit attraktiver machen könnten.